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  • AutorenbildUlrike Bittner

Es geht weiter



Wegen des Schnees sind wir gestern im Hotel geblieben. Beziehungsweise: einen längeren Spaziergang durch das Quartier rund ums Hotel haben wir gemacht. Die Wohnungen sind dunkel, wie unbelebt, wegen des Stromausfalls. Ich bin froh, dass das Hotel einen eigenen Generator hat und warm ist. Mir war auch nicht klar, dass die Wasserversorgung so prekär ist. Einmal die Woche fliesst Wasser in die Haushalte, weil es so knapp ist im Land. Assaf sagt, dass sei die Lebensrealität in vielen arabischen Ländern.


Muhammad, unser jordanischer Guide, hat am Nachmittag ein bisschen von sich erzählt. Er ist .- wie ich - Mitte 50 und wurde in einem Flüchtlingslager in Amman geboren. Seine Eltern sind 1948 aus Israel vertrieben worden und darum nach Amman gekommen. Palästinser in Jordanien erhalten problemlos die jordanische Staatsbürgerschaft. Muhammad erzählt, es für sie trotzdem schwer ist, im gesellschaftlichen Leben Fuss zu fassen. Sie haben die gleichen Rechte wie alle anderen. Aber Jordanien ist so organisiert, dass das Königshaus mit einigen grossen Familien im Land zusammenwirkt. Wozu Assaf mir gesagt hat, dass ‹Familie› in Jordanien etwas anderes meint als zum Beispiel in der Schweiz. Da können schon mal dreissigtausend Menschen zugehören. Aus diesen Familien werden ranghohe Positionen im Militär und im gesellschaftlichen Leben besetzt. Da gibt es keine Chance, als Palästinser Fuss zu fassen. Auch der Erwerb von Grundbesitz ist schwer. Land wird vererbt oder innerhalb der Familie verkauft.


Muhammad hat, weil er trotz gutem Schulabschluss keine Aussicht auf einen Studienplatz in Jordanien hatte, ein Stipendium angenommen. Er ist in die damalige DDR nach Neubrandenburg gezogen, hat hier in fünf Monaten deutsch gelernt. Doch statt studieren zu können, wurde ihm eine Lehre als Automechaniker für Trabanten und Wartburgs angeboten. ... Die mittlerweile aus Amman eingetroffenen ostdeutschen Teilnehmer unserer Reisegruppe grinsen: Das sei damals kein schlechter Job gewesen. Muhammad kehrt nach einigen Jahren nach Jordanien zurück. Hier macht er die Ausbildung zum Reiseleiter und führt seit knapp 30 Jahren Gruppen wie unsere.


Was mir klar wird: Hauptthema in Jordanien ist das Verhältnis der einflussreichen Grossfamilien zum König. Wenn das bröckelt und Loyalitäten verblassen, hat das Folgen für alle, auch für die Palästinenser. Aber vielleicht wisst ihr das ja alle und wisst auch von aktuellen Spannungen im Land.


Wir fahren nach dem Frühstück nach Jerash, ins antike Gerasa, also ersteinmal nach Norden. Wenn wir aufbrechen, ist das Hotel leer. Ausser uns war noch eine Gruppe von Indern da, die ihre Zimmer nicht verlassen haben. und wieder aufgebrochen sind. Ich sage zu Muhammad: "Das ist schade fürs Hotel, dass wir wieder gehen." Er sagt: "Ja." Denn es hängt das Einkommen von Menschen davon ab. 23 Gruppen hätten für Februar abgesagt. In Jordanien ist die Artbeitslosigkeit eh hoch: bei den unter Dreissigjährigen liegt sie bei über 50%.


Ich war 2008 alleine in Jerash und habe mir die Ausgrabungen angesehen. Im Anschluss an Jerash fahren wir an den Jordan zur Taufstelle Jesu und dann ans Tote Meer, wo das nächste Hotel liegt. ... Hopefully gibt es dann Bilder mit Sonne und viel Grün!










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