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«Wir wachsen»



Gestern bin ich gut mit Egypt Air in Kairo angekommen. Das Gästehaus der anglikanischen Kirche liegt direkt neben der All Saints Cathedral. Die anglikanische Kirche in Kairo gehört mit Nordafrika, dem Horn von Afrika und Jerusalem zu einer Diözese.


Ich hatte heute das Glück, mich mit Kerry Buttram, dem englischsprachigen Pfarrer der Kirche, verabreden zu können. Es gibt noch einen arabischsprachigen Pfarrer, der gleichzeitig Bischof der Diözese ist. Das Treffen war wirklich interessant. Reverend Kerry hat - wie auch die evangelischen Gemeinden in der Banlieue von Paris - vom Wandel seiner Kirche erzählt. Nicht mehr die englisch-stämmigen Anglikanerinnen und Anglikaner bilden das Herz der Gemeinde - wie noch vor gut dreissig Jahren. Heute sind es Einheimische aus Ägypten, Flüchtlinge aus dem Sudan und anderen afrikanischen Ländern, sowie Asiatinnen und Asiaten, die für die Arbeit als Hausangestellte nach Kairo ziehen. Reverend Kerry meint, dass das Wachstum der Kirchen der südlichen Halbkugel (Afrika und Asia) zum Wachstum ihrer anglikanischen Kirche in Kairo führt.


Meine Frage: Warum wachsen unsere evangelischen Kirchen in der Schweiz und in Deutschland nicht durch den Zuzug von Migrantinnen und Migranten? Sind wir ‹offen› für Menschen mit anderer Herkunft? Wie stark ist unser Bezug auf Jesus? Denn es ist Jesus und seine Geschichte mit uns, die Menschen, die sich fremd sind, zur Familie macht.



Die All Saints Cathedral hat sich dem Community Building verschrieben: «Wir stärken den Dialog, wir stärken Familien, wir stärken diejenigen, die das Gemeinsame suchen.» Wer möchte, kann auf die Seite EpiscoCare schauen, wie das genau aussieht - da werden Projekte rund um Frauen und Mutterschaft, um Bildung oder um den Erwerb von berufsqualifizierenden Fähigkeiten usw. beschrieben: http://episcocare.org/. Im Mittelpunkt des Community-Buildings stehen Menschen aus armen Verhältnissen.



Die Gemeinde hat aber auch eine grosse Arbeit mit Flüchtlingen. James, den Sie links auf dem Foto sehen, hat mir davon erzählt. Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, sehe ich viele Menschen im Innenhof der Kirche warten. Viele sind aus dem südlichen Sudan. Heute habe ich die letzte Stunde eine zweiwöchigen Trainings mit Flüchtlingen mitbekommen: Männer und Frauen lernen, wie man als Reinigungskraft arbeitet. Sie bekommen dann ein Zertifikat, das ihnen helfen soll, eine Anstellung zu finden. Ich wurde gleich einmal gebeten, ein Gebet für sie alle zu sprechen: dass Gott ihnen Türen öffnen und Arbeit geben möge. Es sind übrigens Christinnen und Muslime - da macht die Gemeinde bei ihren unterstützenden Tätigkeiten keinen Unterschied.



Am Nachmittag bin ich dann vom Gästehaus - das schön zentral auf einer Nil-Insel liegt - zum Ägyptischen Museum gelaufen. Das ist nicht weit, eine knappe halbe Stunde, die meiste Zeit am Nil entlang. Der Nil ist nicht so romantisch anzuschauen wie die Seine. Wenn ich es vorsichtig sage. Die grösste Herausforderung in Kairo war bis jetzt das Überqueren der Strassen. Die sind oft mehrspurig in beiden Richtungen und knalle dicht befahren. Wobei die Leute ständig die Spur wechseln, rechts und links überholen, um schneller voranzukommen. Fussgängerüberwege und Ampeln gibt es so gut wie keine. Die bzw. der normale Einheimische läuft einfach los. Ich auch - aber mit Handzeichen («Achtung, ich komme») -, denn irgendwie muss man ja auf die andere Strassenseite kommen.


Das Ägyptische Museum hat ein völlig anderes Konzept als unsere Museen in Europa. Es ist sehr ‹nahbar› finde ich. Es passiert gar nichts, wenn man einen Sakrophag auch mal anfasst zum Beispiel. Aber die Kontrollen am Eingang sind heftig. Es gibt drei Sicherheitskontrollen, bis man im Museum drin ist. Einige Ausstellungstücke in dieser riesigen Sammlung - eine expressive Darstellung der Nofrete und die eines Schreibers - haben mich sehr angesprochen. Ich weiss nicht, ob man solche Bilder hochladen darf, darum lasse ich es.



Morgen früh nehme ich an der Kommunionsfeier der örtlichen Pfarrpersonen teil. Ich halte es wie auch an den andern Orten: Wenn ich eingeladen werde, dann mache ich mit. Ich freue mich aber auch auf die Liturgie aus dem Book of Common Prayer. Ende der 80er Jahre habe ich in England studiert und die Liturgie liebgewonnen.


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