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Sehnsucht nach Solidarität

Aktualisiert: 20. Okt. 2018


Von Montag an bis gestern war ich für eine Pfarrer(innen)fortbildung in Sankt Johann bei Herberstein. Eigentlich sollten Wolfgang und ich den Kurs zusammen leiten - er liebt ja Österreich. (Glaube ich wenigstens.) Der Ort heisst wirklich Sankt Johann bei Herberstein und ist sehr ländlich und idyllisch. Links auf dem Foto sehen Sie das Kloster mit dem Gästehaus. Ich habe mich durch das, was die Pfarrer/innen während des Kurses erzählt haben, sehr an meine Zeit in Eisenhüttenstadt erinnert gefühlt. Für evangelische Pfarrpersonen in Österreich ist es der Regelfall, dass sie neben der Arbeit in der Gemeinde 8 Stunden evangelische Religion pro Woche unterrichten. Diese 8 Stunden können sich auf 7 verschiedene Schulen verteilen - eine unglaubliche Fahrerei. Die Unterrichtsgruppen pro Schule sind klein, bestehen manchmal nur aus einem oder zwei Schülern/ Schülerinnen. Das ist wirklich Diaspora - wenn evangelische Christen dermassen weit verstreut voneinander entfernt leben. Einige der österreichischen Kolleginnen durfte ich interviewen - bin ganz glücklich darüber.


Mich erinnert das an meinen Religionsunterricht in Eisenhüttenstadt? Eisenhüttenstadt liegt an der Grenze zu Polen, ist das ehemalige Stalinstadt und hatte Anfang des Jahres 2000 weniger als 10% Kirchenmitglieder. Wolfgang und ich haben von 2001 - 2008 dort gelebt. Ich bin in jedem Schuljahr von neuem durch die Klassen und Elternabende der Gymnasien in Eisenhüttenstadt getingelt, um Werbung für ‹meinen› evangelischen Religionsunterricht zu machen. Ich war froh um einige Lehrer, die mich aus Interesse am neuen Fach und aus Freundlichkeit in ihre Klassen eingeladen haben. Sie waren nicht Christen, aber am Gespräch interessiert und solidarisch mit mir und meinem Bildungsanliegen. Das Thema Solidarität scheint mir in Bezug auf Minderheiten wichtig zu sein.


Sein gestern bin ich in M., einem Vorort von Wien. Hier besuche ich eine Studienfreundin, die sich in Österreich habilitiert. Zum einen war es schön, einander wiederzusehen, zum andern hat diese Freundin gestern ein paar Menschen aus ihrer Kirchgemeinde zu sich nach Hause eingeladen. Auch die durfte ich interviewen. Die evangelische Gemeinde in M. ist eine ‹starke› Minderheit, in sich divers und im Ort gut wahrzunehmen.


- Ein Grund für die Stärke sind gemischt-konfessionelle Ehen - die oft zur Beteiligung der ganzen Familie am evangelischen Gemeindeleben führen.

- Ein zweiter Grund ist die hohe Zuzugsrate von Evangelischen aus dem Ausland. Ich denke, eine Gemeinde beginnt dadurch nicht automatisch zu wachsen; aber es sind hilfreiche Voraussetzungen.

- Zum Dritten erweisen sich die katholischen Kollegen am Ort als gastfreundlich und gesprächsfähig gegenüber den evangelischen Geschwistern.


Morgen fahre ich nach Graz. Dort werde ich den Gottesdienst und zwei Hauskreise einer freien evangelischen Gemeinde besuchen. Es hatte mich im letzten Jahr sehr berührt und verblüfft, dass in dieser Gemeinde tatsächlich mehrere Menschen ‹frisch› zum Glauben gekommen waren. Ich hoffe, dass sie mir etwas erzählen können - zum Beispiel darüber, wie Menschen in ihrer Stadt Christen werden.


Und hier sind noch ein paar Bilder von Wien. Ich war tagsüber zu Fuss in der Stadt unterwegs: im Stephansdom, im Burggarten, im Museumsviertel, auf der Mariahilfer Strasse.










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