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Gemeinden verändern sich



Meine Tage fliegen nur so dahin. Am Mittwoch habe ich zwei ältere Mitglieder der Kirchgemeinde - Madame Jo und Monsieur Jullien - bei sich Zuhause besucht. Sie haben mir von den Anfängen der evangelischen Gemeinde in Aulnay erzählt, von der Bedeutung der Pfadfinderarbeit und des Blauen Kreuzes. Gestern - am Donnerstag Vormittag - hatten wir eine Art Pfarrkapitel in Aulnay: die Pfarrpersonen aus den Nachbargemeinden - Anne, Serge, Quentin und Claudia - treffen sich einmal im Monat zum Austausch. Serge werde ich heute Nachmittag besuchen. Seine Gemeinde hat gerade eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen.


Alle vier sagen, dass sich ihre evangelischen Kirchgemeinden in den letzten Jahrzehnten verändert haben. Früher waren sie im Quartier, in der Nachbarschaft verwurzelt. Das hat sich je länger je mehr verloren. Jetzt kommen vor allem Menschen, die in anderen Stadtteilen wohnen, in ihre Kirchen. Viele von ihnen haben afrikanische Wurzeln. Anne sagt, dass die meisten ihrer Gemeindemitglieder bereits Christinnen und Christen sind, aber aus sehr unterschiedlichen Ländern und Traditionen kommen. Darum ist ihre Gemeinde flexibel, was Formen der Gottesdienstgestaltung, was die Musikstile usw. betrifft: Ihre Gemeinde will einen Ort schaffen, an dem sich alle Zuhause fühlen. Anne meint, dass sie sich in Bezug auf Formen gut einigen können. Sie merke aber immer wieder, dass tiefe kulturelle Unterschiede - zum Beispiel in Bezug auf das, worüber man spricht und worüber man nicht spricht - bleiben. Ich würde sie gerne fragen, wie ihre Gemeindemitglieder Galater 3,26-28 verstehen. Paulus schreibt:


«Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.

Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.

Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier,

hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.»


Paulus meint m.E., dass man die kulturellen Unterschiede relativieren muss gegenüber der neuen Gemeinschaft in Christus, an der ja alle Gemeindemitglieder teilhaben. Aber wie sieht das aus: Unterschiede zu relativieren, nicht wichtig sein zu lassen? Timothy Keller, früher Pastor der Redeemer Presbyterian Church in New York, schreibt in seiner Ekklesiologie, dass sie als Gemeinde damit rechnen, dass es Missverständnisse, Konflikte, Unterschiede gibt. Die seien in der Stadt normal, sie werden bejaht und ausgehalten und von den direkt Betroffenen bearbeitet. Der Mangel an ‹Harmonie› in ihren New Yorker Gemeinden sei eine Folge davon, dass sie für Menschen aus vielen Ethnien eine Heimat sind. Siehe: Timothy Keller, ‹Center Church›; seine Ekklesioloie gibt es mittlerweile auch in deutscher Übersetzung.

Heisst: In der Kirche muss es nicht ‹harmonisch› zugehen. Konflikte gehören dazu, wenn Gemeindemitglieder unterschiedlicher Herkunft und Prägung sind. Sie heben aber nicht die Einheit in Christus auf.



Gestern Nachmittag waren Claudia und ich im Louvre - die meiste Zeit in der vorderasiatischen Abteilung. Da hängen - wie im British Museum - grosse steinerne Wandfriese aus den Königspalästen assyrischer Könige aus dem 8./ 7. Jahrhundert. Das ist alttestamentliche Zeitgeschichte pur. Neu waren für mich Wandfriese aus der Perserzeit, also zum Beispiel aus dem Palast von Kyros II. - unglaublich. Trotz 3 Stunden Herumlaufen haben wir nur einen winzigen Teil der Bestände des Louvre angeschaut - so gross ist das.


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